Einhand Gennaker-Halse bei 20Kn. Wind
Sicher Einhand-Gennakersegeln bei Starkwind
Gennakersegeln bei starkem Wind ist eine Herausforderung für viele Segler, insbesondere das Halsemanöver. Ich zeige dir in diesem Blog die Technik des Halsens bei mehr Wind. Es ist keine Frage der Kraft sondern des Timings, den Gennaker auch bei 5 Bf. sauber und sicher zu halsen.
Hier folgt ein Ablauf an Bord. Das Ganze ist dokumentiert mit Fotos und drei weiteren Videos aus verschiedenen Perspektiven, wobei insbesondere das Insta360 Reframed Video die Situation sehr gut zeigt:
1/ Niederholer vom Gross lösen
3/ Das Boot langsam vor den Wind drehen
4/ Gennaker vor dem Wind shiften und Stützruder geben
Niederholer vom Gross lösen
Es kann nicht oft genug betont werden: Bei einem Squaretop Grosssegel muss der Niederholer in der Halse bei Starkwind teilweise oder ganz gelöst werden, um einen Sonnenschuss zu vermeiden.
Darüber hinaus müssen die Schoten klariert werden. Dabei sollen die Schoten nicht nur frei liegen, sondern auch von den Winschen entfernt werden, um möglichst wenig Widerstand zu erzeugen.
2. Ratchet entriegeln und Leeschot nachfieren
Ein ganz wichtiger Punkt ist den Widerstand der “alten” Leeschoten auf ein Minimum zu reduzieren. Dazu muss nicht nur der Ratchet entsperrt, d.h. in den Leerlauf gesetzt werden, sondern es muss beachtet werden, dass die Leeschot frei liegt und keine Knoten hat. Zum Lösen des Ratchets zieht man kurz an der Leeschot und hält diese anschliessend in der Hand. Klar, dass man dazu Segelhandschuhe trägt.
Es ist ganz wichtig, dass der Gennaker vom Boot weit nach vorne fliegt.
Gleichzeitig kann der Steuermann bei Bedarf den Grossbaum etwas dichtholen. Ob das notwendig ist oder nicht, hängt von den Steuerfähigkeiten sowie von der Windstärke ab. Je mehr der Niederholer gelöst wird, desto mehr soll der Grossbaum vor dem Halsen dichtgeholt werden, damit das Top des Grosssegels nicht zu stark ins Lee wegtwistet, was das Manöver unnötig verkomplizieren könnte.
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3. Das Boot langsam vor dem Wind drehen
Der hauptsächliche Steuerfehler liegt darin, das Boot zu schnell zu drehen. Es ist ganz wichtig, die Halse langsam zu fahren. Eine Wende geht schnell und eine Halse langsam.
Der Steuermann fällt so weit ab, dass das Boot mindestens vor dem Wind liegt oder sogar ganz leicht überplatt fährt, damit sich der Gennaker schneller wieder füllen kann. Natürlich birgt dies das Risiko einer Patenthalse, was tunlichst zu vermeiden ist. Höchste Konzentration vom Steuermensch ist gefragt, damit der Grossbaum kontrolliert auf der “alten” Seite bleibt.
4. Gennaker vor dem Wind shiften und Stützruder geben
Nachdem der Gennaker auf der neuen Seite schnell und vollständig nach hinten gezogen wurde, damit es keine Sanduhr gibt und er nicht verdreht, lässt der Steuermann die Schot quasi unkontrolliert ein paar Meter nach vorne schiessen. Es ist entscheidend, dass der Gennaker ganz nach hinten gezogen wird.
Jetzt ist Geduld gefragt, denn das Boot wird sich nach Luv neigen. Das ist völlig normal bei Starkwind und jetzt ist es wichtig, dass der Steuermensch nicht anfängt zu “rudern” sondern das Schiff stabilisiert, indem er/sie Stützruder genau in dem Moment gibt, in welchem der Gennaker Wind fängt. Den Druck spürt man gut und das Stützruder folgt wie ein automatischer Reflex.
Einen Moment später rollt das Boot zurück nach Lee, fährt aber noch immer platt vor dem Wind im Schmetterlingskurs
5. Gross shiften nachdem das Boot zurückrollt
Erst wenn das Boot sich zum ersten oder zweiten Mal vom Luv in die Mitte rollt, wird der Grossbaum geshiftet. Damit fängt man die Rollbewegung auf.
Durch die Rollbewegungen des Bootes entlastet sich das Grosssegel und kann einfach auf die andere Seite geführt werden. Ich hole den Grossbaum mit der Hand an der Schot (Bild unten) und bremse ihn vor dem Aufschlag im Lee.
Wenn in diesem Moment aber der Niederholer zu dicht ist, riskiert man mit einem ausgestellten Grosssegel zugleich einen Sonnenschuss.
6. Stützruder
Und natürlich geht es auch hier nicht ohne Stützruder - genau in dem Moment, wo der Grossbaum auf der neuen Leeseite aufschlägt. Insgesamt benötigen wir also zweimal Stützruder: einmal sobald der Gennaker Wind fängt und das zweite Mal, wenn der Grossbaum auf der neuen Seite aufschlägt. Der Vorteil liegt darin, dass die Kräfte aufgeteilt werden auf Grosssegel und Gennaker. Ich denke 90% der Sonnenschüsse werden produziert, weil Gross- und Gennaker gleichzeitig gehalst werden und weil das Boot zu stark und zu schnell gedreht wird. Diejenigen, die viel einhand segeln, durften das empirisch erfahren…;-)
Bonus: Videos aus verschiedenen Perspektiven
Nachfolgend findest du drei weitere Videos, welche alle zeitgleich aufgenommen wurden aus verschiedenen Perspektiven. Im Normalfall zeigt das Eingangvideo eine Drohnenaufnahme, welche ich in diesem Video nach hinten gesetzt habe, da die 360 Grad Aufnahme auf dem Boot die Situation und Handlungen sehr gut aufzeigt.
Drohnenaufnahme des Einhand-Manövers
Video aus Sicht des Steuermanns mit Tonaufnahme
Video vom Heck des Bootes gefilmt
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Weitere Blogs zum Thema Gennakersegeln findest du in meinen weiteren Blogbeiträgen. Bleib dran und schreibe dich für die Insider-News ein.